Heidi Hahn
Im Ring für die Würde aller Menschen
„Das Bild, das Kinderschuhe mit sorgfältig verstauten Söckli von einem Mäd- chen, das mit anderen Kindern am Dorfbrunnen spielt zeigt, liegt auf dem Boden des Boxrings, nur teilweise geschützt von Glasplatten. „Es geht ums ständige Kämpfen für Freiheit, Gleichheit und Menschenwürde“, sagt die Künstlerin Heidi Hahn über ihr Projekt „Im Ring für die Würde aller Menschen“. Der Kontrast zwischen der nur bruchstückhaft behüteten kindlichen Unbe- schwertheit und der gespannten Bereitschaft, im Boxring zu kämpfen, wird durch eine Video-Installation unterstrichen: Die Künstlerin hat die Aufzeichnung der Uno-Konferenz in Rio 1992 (dem Anfangsjahr des Bosnienkrieges) gekürzt und durch Kriegsgeräusche verfremdet. Die damals erst 12-jährige kanadische Umweltaktivistin Severn Suzuki mahnt in dem Videoausschnitt: „…You are what you do, not what you say … make your actions reflect your words …“ Der Aufforderung, sich aktiv für Eigenständigkeit und selbstbestimmtes Handeln einzusetzen, schließt sich die Künstlerin in dieser Arbeit an.
Dr. Katharina Seidl Kuratorin,
Leiterin Kunstvermittlung Schloss Ambras, Innsbruck
Heidi Hahn:
Geb.1952 in Rüti/ZH (CH). Aufgewachsen in Romanshorn/ Bodensee (CH). Lebt seit 1982 in Zürich. Studium an der Universität für an- gewandte Kunst Wien bei Prof. Grete Rader-Soulek. Seit den 1990er-Jahren liegt ihr Fokus auf der konstruktiven Malerei, Installationen und konzeptionellen Arbeiten. Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland
Going to the Mat for the Human Beings
“The photo of children’s shoes with carefully tucked socks, belonging to a girl who is playing with other kids at a village fountain, is lying on the floor of the boxing ring, only partially protected by glass panes. It‘s about the permanent struggle for freedom, equality and human dignity.” says the artist Heidi Hahn about her project “Going to the Mat for the Dignity of Men.” The contrast bet- ween the only fragmentarily protected childlike light-heartedness and the harsh willingness to fight in the boxing ring is highlighted by a video installation: The artist has shortened the recording of the UN conference in Rio 1992 (the first year of the Bosnian War) and alienates this setting by war noise. Canadian envi- ronmental activist, Severn Suzuki, only 12 years old at the time, urges us in this video excerpt: „…You are what you do, not what you say … make your actions reflect your words …“In this work, the artist joins the invitation to actively work for self-reliance and self-determined action.
Born in 1952 in Rüti/ZH (CH), grew up in Romanshorn/Lake Constance (CH). She has been living in Zurich since 1982. Studies at the University of Applied Arts, Vienna, with Prof. Grete Rader-Soulek. Since the 1990s, her focus has been on constructive painting, installations and conceptual art. Individual and group exhibitions in Switzerland and abroad.
Wien-Zürich: Reisen mit allen Sinnen (2013)
Heidi Hahn
www.heidihahn.net
Nachtzug nach Wien
Noch 1 ½ Stunden bis Wien-Westbahnhof. Das Frühstück wird serviert.
Kaisersemmel
Und schon fliessen die Gedanken:
Tradition
zur Lobau und in die Politik
zum Naschmarkt und an den Opernball
ins Künstlerhaus und in die Secession
zum Neujahrskonzert und zum Heurigen
Asche und Feuer
in die Hofburg und an den Würstelstand
zum 3. Mann und nach Favoriten
in den Prater und zum Liptauerbrot
zum Graben und ins Judenviertel
Tradition – Feuer – Asche
zum Haberer und zu den Gscherten
in den Zentralfriedhof und ins UNOViertel
Donau und Kahlenberg
Palais und gemeinütziger Wohnunsbau
zum Kaiser und zu dem im Hefen
Asche oder Feuer
zum Wiener Schmäh und zur Jazz-Gitti
Otto Wagner und Wiener Werkstätte
Burgtheater und Jause
Mannerschnitte und Sachertorte
Asche – Feuer – Tradition
Hawelka und Schubert oder Mozart
Ernst Jandel und zur Jelinek
zu den Staatsdienern und Künstlern
Jugendstil und Moderne
Aufbewahren – Weitergabe
Wienerschnitzel und ein 1/8 Roten
Maria Theresia und Sissi
Kaisergruft und Lipizzaner
Kleiner Brauner und Stephansdom
Und über allem schwebt ein bisschen Neid.
Schaunmer mal!
Tradition ist nicht die Aufbewahrung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers
(nach Gustave Mahler †1911 Wien)